Sioux Falls/South Dakota – Säuglinge haben ein fast 12-fach erhöhtes Risiko auf einen plötzlichen Kindstod (SIDS), wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft Zigaretten geraucht und Alkohol getrunken haben. Dies kann in einer prospektiven Beobachtungs­studie in EClinicalMedicine (2020; doi: 10.1016/j.eclinm.2019.100247) heraus.

Das „sudden infant death syndrome“ (SIDS) ist seit einer internationalen Kampagne, die in den 1990er Jahren auf das erhöhte Risiko durch eine Bauchlage des Säuglings hinwies, in vielen Ländern seltener geworden. In Deutschland ist die Häufigkeit zuletzt (2013) auf 0,2 Promille zurückgegangen. In den USA ist SIDS mit 0,39 Promille fast doppelt so häufig, was vor allem auf eine hohe Inzidenz bei den Indianern zurückgeführt wird. Zu den Ländern mit einer hohen SIDS-Inzidenz gehört auch Südafrika. Dort sind vor allem Kinder mit afrikanischen Wurzeln betroffen.

Der hohe Alkohol und Tabakkonsum in diesen Gruppen gilt als möglicher Risikofaktor, was jetzt durch die Ergebnisse der „Safe Passage Study“ bestätigt wird. Die Studie begleitete 10.088 Frauen aus 2 Standorten in Kapstadt und 5 Standorten in den USA, darunter 2 Indianerreservaten, von der Frühschwangerschaft bis zum 1. Jahr nach der Entbindung. In den USA kam es zu 5 SIDS-Fällen (1,10 Promille), in Südafrika zu 23 SIDS-Fällen (3,70 Promille).

Die Mütter von 23 der 28 SIDS-Opfer hatten vom Beginn der Schwangerschaft bis über das 1. Trimenon hinaus geraucht. Amy Elliott von der University of South Dakota School of Medicine in Sioux Falls ermittelt ein fast 5-fach erhöhtes Risiko durch Rauchen in der Schwangerschaft. Doch das relative Risiko von 4,86 verfehlte im einem (anspruchsvollen) 98,3-%-Konfidenzintervall von 0,97 bis 24,27 das Signifikanzniveau. Rauchen ist allerdings ein etablierter Risikofaktor. Eine US-Studie kam im letzten Jahr sogar zu dem Ergebnis, dass bereits eine tägliche Zigarette das Risiko erhöht.

Die Forscher fanden weiter heraus, dass 17 Mütter der 28 SIDS-Opfer über das 1. Trimenon hinaus Alkohol getrunken hatten. Alkohol gehört derzeit nicht zu den etablierten Risikofaktoren, auch wenn in einigen früheren Studien eine Assoziation gefunden wurde. Elliott ermittelt ein fast 4-fach erhöhtes Risiko. Doch das relative Risiko von 3,95 verfehlte mit einem 98,3-%-Konfidenzintervall von 0,44 bis 35,83 ebenfalls das Signifikanzniveau.

Eindeutig war dagegen die Analyse bei der Kombination der beiden Risikofaktoren, die bei den Müttern von 15 SIDS-Opfern vorgelegen hatte. Das relative Risiko betrug signifikante 11,79 (98,3-%-Konfidenzintervall 2,59 bis 53,70).

Die Inzidenzen des SIDS betrug 3,50 Promille, wenn die Mutter in der Schwangerschaft weiter geraucht hatte, 2,19 Promille, wenn die Mutter in der Schwangerschaft weiter getrunken hatte, und 8,09 Promille, wenn das Kind beiden Risikofaktoren ausgesetzt war. Wenn die Mutter weder geraucht noch getrunken hatte, lag die SIDS-Inzidenz nur bei 0,54 Promille.

Laut dem PASS-Network („Prenatal Alcohol and SIDS and Stillbirth“) der US-National Institutes of Health, die die Studie finanziert haben, sind die Ergebnisse ein weiterer Beweis für die entscheidende Bedeutung des vorgeburtlichen Umfelds für die spätere Gesundheit des Kindes.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Schwangerschaftsvorsorge, bei der die Frauen gleich zu Beginn auf die Notwendigkeit hingewiesen werden sollten, auf Tabakrauchen und Alkohol komplett zu verzichten. © rme/aerzteblatt.de -