Landeshauptstadt Schwerin kommt ihrer kommunalen Daseinsvorsorge nicht nach

Eine schlichte Meldung vom Klinikbetreiber MEDIAN, in dem er die Schließung seiner Klinik in Schwerin bekannt gibt, hat für Schwerin besorgniserregende Auswirkungen und die Stadt schweigt dazu.

Durch die Schließung werden mindestens 300 Menschen mit einer Suchtproblematik keine Hilfe bekommen. Die Suchtberatungsstelle der Evangelische Suchtkrankenhilfe Mecklenburg-Vorpommern gGmbH ist mit ihren 2,5 Fachkräften am Limit und hat keine Kapazitäten weitere Klient*innen aufzunehmen und zu beraten.

Hinzu kommt, dass es in Schwerin dann auch keine ambulante Reha für Suchtkranke mehr gibt und auch Selbsthilfegruppen die Räume für ihre Treffen verlieren.

Gerade in einer Zeit, in der durch die zwei Jahre Corona-Pandemie, seit Februar der Krieg in der Ukraine und Existenzängste durch steigende Strom- und Gaspreise sich bei vielen Menschen die Suchtproblematik verschärft hat und ein Anstieg von Rückfällen zu verzeichnen sind, ist das ein unzumutbarer Zustand. Menschen, die abhängigkeitskrank sind und Beratung brauchen, müssen sich darauf ver­lassen können und haben einen gesetzlichen Anspruch, diese Hilfe auch zu bekommen. Und das auch in der Landeshauptstadt Schwerin.

Scheinbar fühlt sich in der Landeshauptstadt niemand für den Bereich der Suchthilfe zuständig. Die Stelle der Psychiatriekoordinator*in ist seit 1,5 Jahre nicht besetzt.

Die Suchtberatungsstellen sind finanziell und folglich personell sehr schlecht ausgestattet. Es gab schon in 2022 eine Budgetsenkung auf 226.000 € von 238.600 € in 2021. Anstatt das die Stadt nun eine Lösung sucht, wie 300 suchtkranke Menschen weiter Hilfe bekommen können, soll es nach Informationen, die der Arbeitskreis bekommen hat, wieder keine Budgeterhöhung und keine Dynamisierung der Fördermittel in 2023 geben. Warum die Stadt die seit Jahren unzureichende Finanzierung nicht anfasst, wird mit der unzureichenden Finanzierung durch das Land begründet. Land und Landeshauptstadt schieben den schwarzen den Peter so hin und her, die wirtschaftlichen Folgen und Kosten tragen die Träger der Beratungsstellen. Auch die Suchtberatungsstelle in der Röntgenstraße schließt aus wirtschaftlichen Gründen zum 1. Oktober 2022. Damit fehlen weitere Beratungskräfte und ca. 3000 Beratungen im Jahr. Sollte die Landeshauptstadt nicht mehr Geld für die Bezahlung von Fachkräften und Sachkosten in den Haushalt 2023 einstellen, werden nur 2,5 Suchtberater*innen für ca. 90.000 Einwohner zur Verfügung stehen. Damit wäre der Versorgungsschlüssel auf 1:40.0000 reduziert und damit die schlechteste Versorgung von Suchtkranken die es in Mecklenburg-Vorpommern gibt. In Deutschland wird ein Mindestversorgung von 1: 20.000 angesetzt. Wobei in Städten diese oft auch höher liegt.

Der Arbeitskreis Sucht fordert die Stadt auf, sich der Problematik anzunehmen und suchtkranke Menschen nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Dies hätte für die Stadt schwerwiegende Folgen, denn die Suchtberatung mit ihrer Brückenfunktion zwischen Beratungsstelle und dem Gesundheitssystem trägt nachweislich dazu bei, die Verelendung der Klienten*innen zu verhindern und so die Folgekosten der Suchterkrankung zu verringern. Suchtberatung in dieser Form angeboten, hat ein Alleinstellungsmerkmal, dass nicht von anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen erbracht werden kann, nicht von Ärzt*innen, auch nicht von niedergelassenen Therapeuten*innen.

Mögliche Lösungen könnten sein:

  • Gespräch mit der Evangelische Suchtkrankenhilfe Mecklenburg-Vorpommern gGmbH über eine Möglichkeit weitere Fachkräfte einzustellen und zu finanzieren.
  • Ausschreibung der Suchtberatung, in der Hoffnung das sich ein neuer Träger findet.

Beides wird nur über eine verlässliche und ausreichende Förderung möglich sein.
Der Arbeitskreis Sucht steht gerne für Lösungsgespräche zur Verfügung.

 

Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung:

Sprecherin des Arbeitskreises, Dominique Maibaum
Tel.:   +49 385 520-3102
Mobil: +49 385 520 4337