Am Donnerstag, den 14. November 2024, findet der bundesweite Aktionstag Suchtberatung unter dem Motto „Suchtberatung stärken – Gesundheit schützen“ statt. Dieser Tag soll auf die essenzielle Rolle der Suchtberatung in unserer Gesellschaft aufmerksam machen und die dringende Notwendigkeit einer angemessenen finanziellen Unterstützung für diese wichtigen Dienstleistungen hervorheben.

In Deutschland entstehen jährlich volkswirtschaftliche Kosten von etwa 57 Milliarden Euro durch Alkoholkonsum und rund 97 Milliarden Euro durch Tabakkonsum. Diese Belastungen treffen nicht nur das Gesundheitswesen und die Sozialkassen, sondern auch private Haushalte, Arbeitgeber und Familien. Trotz dieser hohen gesellschaftlichen Kosten tragen Hersteller und Händler der Suchtmittel nicht zu den finanziellen Folgen bei. Die Tabaksteuereinnahmen in Höhe von 14,7 Milliarden Euro (2023) und die Einnahmen von 3,2 Milliarden Euro (2023) aus jeglichen alkoholischen Getränken decken nur einen Bruchteil dieser Kosten.

„Wir unterstützen die Forderung der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, die eine zweckgebundene Abgabe auf legale Suchtmittel zugunsten von Prävention, Behandlung und Erforschung von Suchterkrankungen fordert. Alternativ wäre natürlich auch eine Anhebung der Alkohol- und Tabaksteuern auf das Niveau der europäischen Nachbarn denkbar“, so Birgit Grämke, Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST MV).

Die Suchtberatung spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen. Sie bietet nicht nur Unterstützung für Betroffene, sondern auch für Angehörige und Freunde. Durch individuelle Beratungsgespräche, Gruppenangebote und präventive Maßnahmen können Suchtberatungsstellen dazu beitragen, dass Menschen wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Trotz ihrer Bedeutung stehen viele Suchtberatungsstellen vor enormen finanziellen Herausforderungen. Die Mittel zur Finanzierung dieser wichtigen Angebote sind oft unzureichend und gefährden somit die Qualität und Verfügbarkeit der Beratungsleistungen. Durch den Wegfall eines Trägers kam es beispielsweise in den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald seit dem letzten Jahr zu einem Rückgang der Beratungsangebote. An der eigentlich bundesweit verfügbaren digitalen Suchtberatung als Alternative nimmt MV leider nicht teil. Aufgrund der hohen Anzahl an Klienten bleibt auch im ganzen Land zunehmend zu wenig Zeit für Suchtprävention.

„Wir fordern daher eine nachhaltige Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen für die Suchtberatung. Für jeden eingesetzten Euro spart die Suchtberatung rund 17 Euro an Folgekosten ein. MV gehört neben dem Saarland leider zu den letzten beiden Bundesländern, die sich nicht an der bundesweit verfügbaren digitalen Suchtberatung beteiligen, die jedoch insbesondere in den Flächenländern von immenser Bedeutung ist. Zusätzlich hat sich die Vermengung der Mittel mit den Geldern für andere wichtige Beratungsarten im Land als nachteilig herausgestellt und muss wieder rückgängig gemacht werden“, ergänzte Birgit Grämke. „Es ist unerlässlich, dass wir in die Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen investieren, um die Gesundheit unserer Gesellschaft zu schützen. Jährlich erhalten rund 10.000 Menschen in MV, von denen der größte Teil erwerbstätig ist, Hilfe in einer Suchtberatungsstelle. Aufgrund unzureichender finanzieller Mittel kam es bereits zu Personalabbau, und die Besetzung offener Stellen gestaltet sich oft schwierig. Alle Suchtberaterinnen und -berater arbeiten am Limit und dadurch fehlen auch Kapazitäten für Suchtprävention. Die beste Suchtberatung ist natürlich die, die gar nicht erst stattfinden muss. In den meisten Bundesländern wird die Suchtprävention von separat tätigen Fachkräften erbracht, sodass in den dortigen Schulen, Kitas, Pflegeeinrichtungen oder in der Arbeitswelt auch tatsächlich Suchtprävention stattfindet. Diese erfolgreiche Trennung von Beratung und Prävention muss auch bei uns in MV Standard werden“, verweist Birgit Grämke auf die Defizite im Land und zeigte Lösungsansätze auf.

Der Aktionstag wird durch verschiedene landesweite Veranstaltungen der Suchtberatungsstellen begleitet.

Weitere Informationen zum Aktionstag Suchtberatung: www.aktionstag-suchtberatung.de | #aktionstagsuchtberatung