01.09.2021 Fachtag in Rostock
09.09.2021 Tag des alkoholgeschädigten Kindes

In Deutschland werden schätzungsweise rund 10.000 Kinder pro Jahr mit FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) geboren. Etwa 3.000 von ihnen leiden unter FAS (Fetales Alkoholsyndrom). Im Jahr 2020 haben in Mecklenburg-Vorpommern 43 Schwangere Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle gesucht. 22 davon mit einer Alkoholproblematik.

In Deutschland trinkt jede fünfte Frau auch während der Schwangerschaft Alkohol. Zum einen, weil sie anfänglich noch nicht wissen, dass sie schwanger sind, zum anderen aus Unkenntnis über das Schädigungspotenzial von Alkohol. Zu Fehleinschätzungen tragen auch die vielen Berichte bei, die in unverantwortlicher Weise dem Alkoholkonsum angeblich gesundheitsförderliche Aspekte zusprechen. Manche Frauen wiederum sehen sich nicht in der Lage ihren Alkoholkonsum aufgrund einer bestehenden Alkoholabhängigkeit zu beenden oder zu reduzieren. 

In der Schwangerschaft kann Alkoholkonsum jedoch irreversible Schädigungen bei den ungeborenen Kindern hervorrufen. Mittlerweile gilt als erwiesen, dass nicht nur intensiver Alkoholkonsum zu Schäden führt, sondern dass auch ein geringer Alkoholkonsum oder vereinzelte Trinkexzesse zu einem breiten Spektrum von gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Ungeborenen führen können (Spohr 2014, Bergmann et al. 2006, Merzenich & Lang 2002).

Über die Nabelschnur gelangt der Alkohol über die Mutter direkt zum Kind und verbleibt dort fast 10 mal länger als im mütterlichen Blut. Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte, frühkindliche Fehlbildungen. Je nach Schwere der Ausprägung kämpfen die Kinder ihr Leben lang mit einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Einschränkungen wie zum Beispiel Wachstumsstörungen, Herzfehlern, Sprachstörungen, Hyperaktivität, Konzentrationsbeschwerden und einer verstärkten Aggressivität. Manchen Neugeborenen ist es ins Gesicht geschrieben: typische Merkmale sind ein kleiner Kopfumfang, schmale Oberlippen sowie eine fehlende Nasenrinne. Andere Kinder sind körperlich unauffällig und kämpfen dennoch mit kognitiven und psychischen Problemen.

Die meisten dieser Schädigungen sind bleibend, sodass viele Betroffene ein Leben lang auf fremde Hilfe bei allen Dingen des täglichen Lebens und im Sozialverhalten angewiesen sind. Im Erwachsenenalter kann sich das FASD durch weitere Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Störungen der Impulskontrolle, Suchterkrankungen, Auffälligkeiten im Sexualverhalten, leichte Beeinflussbarkeit und Ausbeutbarkeit bis hin zu deutlich häufigerer Delinquenz äußern, was wiederum zu massiven Einschränkungen bei der Wohnungs- und Jobsuche und in sozialen Beziehungen führt.

Fachtagung 01.09.2021, Rathaussaal Rostock

Schwanger: ja! - Alkohol: nein!  - FASD vorbeugen, erkennen und behandeln

Das Thema FASD ist immer noch nicht in der Gesellschaft angekommen. Oft ist der Spruch zu hören "Ein Gläschen in der Schwangerschaft macht doch nichts." Es gibt in Mecklenburg-Vorpommern immer noch zu wenig Anlaufstellen zur Diagnostik und der Versorgungsmedizinische Aspekt ist noch nicht geklärt. Mit der Tagung wollen wir für das Thema FASD sensibilisieren und informieren, wie FASD erkannt und behandelt werden kann sowie aufzeigen, welche präventiven Möglichkeiten es gibt. Das Interesse an dem Thema ist hoch, so dass erfreulicherweise die Tagung ausgebucht ist.

Veranstalter:

Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV
Hansestadt Rostock, Gesundheitsamt
Suchtprävention und Jugendschutz Rostock
Netzwerk Frühe Hilfen
FASD Netzwerk Rostock

Gefördert durch:
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit