Werbestrategien der Nikotin-Industrie kritisch hinterfragen
„AussenNiceInnenToxisch“ lautet das Motto des diesjährigen Weltnichtrauchertags am 31. Mai. Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST) nimmt diesen Tag zum Anlass, junge Menschen über die Gefahren des E-Zigarettenkonsums und des Rauchens zu informieren und die Landespolitik zu wichtigen Gesetzesänderungen zu motivieren, die den Tabakkonsum eindämmen sollen. Angesichts stark steigender Nutzungszahlen durch Jugendliche fordert LAKOST effektivere Schutzmaßnahmen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass eine neue Generation Nikotinabhängiger heranwachse.
Marketingstrategien durchschauen
E-Zigaretten sind bunt und stylisch, in unzähligen Geschmacksvarianten und für „wenig Geld“ erhältlich. Auch wenn die klassische Werbung für E-Zigaretten gesetzlich beschränkt wurde, sind E-Zigaretten allgegenwärtig. Dies gilt besonders im digitalen Raum, beispielsweise über Influencer, Musikvideos, Filme und Serien.
Die hip und harmlos anmutenden batteriebetriebenen Produkte werden in Deutschland immer beliebter. Speziell auch als Einweg-Variante sind E-Zigaretten inzwischen das populärste Nikotinprodukt bei Minderjährigen, gefolgt von Tabakzigaretten und Shishas. „Lass dich nicht täuschen!“ lautet daher der eindringliche Appell zum Weltnichtrauchertag. „E-Zigaretten sind kein harmloses Lifestyle-Produkt“, erläuterte Geschäftsführerin Birgit Grämke. „Für Kinder und Jugendliche ist der Konsum besonders gefährlich und daher seit 2016 gesetzlich verboten.“
Gesundheitsrisiko E-Zigaretten
Das Inhalat von E-Zigaretten enthält verschiedene schädigende Substanzen, darunter Metalle wie beispielsweise Chrom und Nickel sowie Aldehyde, Mikropartikel und Formaldehyd. „Das Aerosol von E-Zigaretten enthält gesundheitsschädliche Substanzen, darunter auch krebserzeugende. Leider denken viele, dass E-Zigarette wegen dem fehlenden Tabak das geringere Übel wären. Das in der Regel in E-Zigaretten enthaltene Nikotin macht schnell abhängig und kann bei Jugendlichen die Gehirnentwicklung beeinträchtigen.“ Da E-Zigaretten noch nicht ausreichend lange auf dem Markt sind, können derzeit noch keine Langzeitfolgen abgeschätzt werden. Folgende Schädigungen sind jedoch bereits jetzt feststellbar: Eine Verschlechterung des Immunsystems, entzündliche Prozesse in den Atemwegen, der Lunge sowie dem Gefäßsystem. In Laborversuchen zeigt sich zudem eine Schädigung des Erbguts von Zellen – ein Effekt, der das Krebsrisiko erhöht.
Jugendschutz deutlich verbessern
„Der Staat muss Minderjährige deutlich besser als bislang vor dem Einfluss der Nikotinindustrie schützen“, so Birgit Grämke. „Wir fordern daher ein umfassendes Werbeverbot für Nikotinprodukte – also Tabakprodukte, E-Zigaretten und verwandte Erzeugnisse. Zusätzlich bedarf es standardisierter Verpackungen ohne charakteristisches Markendesign, dafür mit großen und farbigen Warnhinweisen. Darüber hinaus muss eine Schachtel Zigaretten endlich auch in Deutschland weit über 10 Euro kosten. Grundsätzlich müssen bestehende Verbote, insbesondere zum Jugendschutz, lückenlos durchgesetzt und geahndet werden und das Rauchverbot auch in MV in allen gastronomischen Einrichtungen gelten. In Bayern, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen läuft das seit vielen Jahren völlig unproblematisch und hat kein Gastro-Sterben verursacht. “
Forderungen des ABNR an die Politik
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR), in dem neben der Deutschen Krebshilfe 19 weitere bundesweit tätige Gesundheitsorganisationen vertreten sind, fordert zum Weltnichtrauchertag 2024, dass Deutschland endlich wirksame regulatorische Maßnahmen ergreift, die den Einstieg in den Tabak- und Nikotinkonsum insbesondere bei jungen Menschen verhindern und die Unterstützungsangebote für einen Rauch- und Dampf-Stopp verbessern. Hierzu gehören vor allem:
• Einweg-E-Zigaretten verbieten.
• Steuern auf Tabak- und Nikotinprodukte erhöhen.
• Nachweislich wirksame Tabak- bzw. Nikotinentwöhnung niederschwellig anbieten
• Werbung, Promotion und Sponsoring für alle Tabak- und Nikotinprodukte umfassend verbieten und standardisierte Verpackungen einführen.
• Verbot der Beimengung von Aromen in E-Zigaretten.
Strategie für ein tabak- und nikotinfreies Deutschland 2040
Die Deutsche Krebshilfe, das DKFZ sowie das ABNR fordern seit 2021 gemeinsam mit 56 anderen Gesundheits- und zivilgesellschaftlichen Organisationen ein tabakfreies Deutschland 2040. „Tabakfrei“ bedeutet dabei, dass weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und zwei Prozent der Jugendlichen Tabakprodukte, E-Zigaretten oder andere verwandte Erzeugnisse konsumieren.